Chronik

Am 15. Januar 1888 wurde der „Kriegerverein Pattensen und Scharmbeck“ gegründet. Präsident wurde der Kaufmann Wilhelm Lühr, Pattensen, Vizepräsident der Schmiedemeister Friedrich Rosenthal, Scharmbeck, Schriftführer der Mühlenbesitzer Christian Winsemann, Pattensen und Kassierer der Gattermeister Karl Bürger, Pattensen.
Als Wilhelm Lühr am 25.Januar 1888 das „Gehorsamste Gesuch“ um Genehmigung der Statuten beim Landratsamt einreichte, konnte er nicht ahnen, daß bis zur Fahnenweihe der Schriftverkehr mit der Behörde zu einer dicken Akte aufschwellen würde.
Der junge Verein wurde sofort sehr rührig. Die erste Großveranstaltung war am 27. Dezember 1889, die Geburtstagsfeier für Kaiser Wilhelm II., der in schneller Thronfolge seinem nur 90 Tage regierenden Vater folgte.
Nach einjährigem Hin und Her wurde die Satzung endlich genehmigt. Das erste große Ziel des Vereins war, die Genehmigung zum Führen einer Fahne zu erhalten. Im März 1891 beschloß die Generalversammlung die Anschaffung einer Fahne mit der Inschrift „Mit Gott und Kaiser und Reich“.
Entsprechende Anträge wurden dem Landratsamt und dem Staatsminister in Berlin vorgelegt. Nun setzte ein langjähriges Ringen mit dem Landratsamt, der Bezirksregierung und dem Bezirkskommando ein und strapazierte die Geduld der Vereinsführung.
Der Landrat von Flügge, welcher sich außerordentlich für den Verein einsetzte und zum Zeichen seiner Solidarität am 27.Juli 1892 Mitglied des Vereins wurde, erreichte nach vielen Widerständen, daß neue Männer in der Bezirksregierung und dem Bezirkskommando höheren Ortes empfahlen, dem Verein das Führen einer Fahne zu gestatten.
Über den Oberpräsidenten in Hannover, den Regierungspräsidenten und den Landrat erteilten der Kriegsminister und der Minister des Inneren am 28. Februar 1893 dem Kriegerverein Pattensen die Genehmigung zum Führen einer Fahne.
Am 5. März 1893 änderte der Verein aus Rücksicht für seine Mitglieder wegen der verschiedenen Wohnorte seinen Namen in „Kriegerverein Pattensen und Umgegend“.
Am 10. und 11. Juni 1893 wurde die Fahnenweihe durchgeführt.
Der Landrat von Flügge wurde für seinen unermüdlichen Einsatz zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Wie tief er sich mit seinen Kameraden verbunden und persönlich erleichtert fühlte, mag aus der Schenkung eines etwa 30 cm hohen Silberpokals mit folgender Inschrift erkennbar sein:
„Dem Kriegerverein Pattensen i. Lbg und Umgegend zum Andenken an die Fahnenweihe im Jahre 1893, gewidmet von seinem Ehrenpräsidenten, Landrat von Flügge, zu Winsen an der Luhe“
Eingearbeitet sind in die Seitenwand drei Münzen mit den Bildnissen Kaiser Wilhelm des I., Friedrich des I. und Wilhelm des II., eine Erinnerung an das Gründungsjahr 1888, das drei Kaiser auf dem Thron des jungen Kaiserreichs sah.
Aus dem wertvollen Stück wird seit Jahren der erste Schluck dem neuen König kredenzt.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins waren durchaus gesund. 1905 konnte man stolz auf ein Barvermögen von 2.073 Goldmark sehen. 1907 wurde ein Festplatz im Fuhrenkamp angepachtet, und fünf Jahre später – 1912 – erstand der Verein vom Schützenkorps Winsen das alte Schützenhaus zum Preise von 2.100 Goldmark. Dieses alte, vertraut gewordene, geräumige und praktisch eingerichtete Schützehaus diente viele Jahre dem Verein.
Dann kam die Weimarer Republik 1918-1933, die Zeit nach dem verlorenen I. Weltkrieg. Es folgten Jahre des wirtschaftlichen Niedergangs, Jahre der steigenden Arbeitslosigkeit. So berichtete das Protokollbuch des Jahres 1926, daß seine Festlichkeiten wegen Geldknappheit nicht abgehalten werden konnten.
Dann kam die Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945.
1933 fing eine Zeit an, in der jede Versammlung, wie in der kaiserlichen Zeit bis 1918, ganz besonders geschlossen wurde. Entgegen dem Hoch auf „S. Majestät den Deutschen Kaiser und obersten Kriegsherrn“ wurden jetzt mit einem „Sieg Heil auf den Führer des Deutschen Volkes“ die Zusammenkünfte beendet.
In diese Zeit des sogenannten „Tausendjährigen Reiches“ fiel das 50jährige Bestehen des Vereins (1888-1938).
Dieses Jubiläum wurde mit ca. 1000 Besuchern ausgiebig gefeiert.
Es begann der 2. Weltkrieg, 1939-1945.
Viele Vereinsmitglieder wurden eingezogen, der Krieg forderte seine Opfer, das Vereinsleben stagnierte.
Das letzte Protokoll des Kriegervereins wurde am 3. Dezember 1942 geschrieben. Im Fuhrenkamp stand das Schützenhaus verwaist. Kurze Zeit wurde es als Lagerraum des Sanitätsparks benutzt. Am Ende des Krieges waren hier wertvolle französische Möbel untergebracht.
Bei einer Auktion wurde das im Gebäude steckende Holz versteigert. 1946 war das alte Schützenhaus bis auf die Grundmauern verschwunden.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es wieder eine schwere Zeit, die aber durch den Willen zum Wiederaufbau geprägt wurde. Nach der Besetzung unserer Heimat hörte schlagartig jede Vereinstätigkeit auf. Der Kriegerverein hatte Jahre der Ruhe und Besinnung. Der Deutsche Schützenbund stellte bald die Verbindung zur englischen Besatzungsmacht her, und es wurde gestattet, das Schießen mit Luftgewehren aufzunehmen, dagegen wurden Kriegervereine nicht wieder erlaubt.
Es war deshalb verständlich, daß sich in Pattensen unter den Teilnehmern des zweiten Weltkrieges Bestrebungen in dem Sinne zeigten, im Rahmen eines neu zu gründenden Schützenvereines die Tradition des Kriegervereines, wenn auch den veränderten politischen Verhältnissen angepasst, fortzusetzen.
Von August bis November 1950 wurden Gespräche zur Wiederbelebung des Schützenvereines geführt.
In der ersten ordentlichen Generalversammlung am 10. November 1950 wurde Richard Eggers Vorsitzender, Walter Bürger Kassenwart, Hermann Ebbers Schriftführer und Heinrich Heitmann und Willi Lichtwarck Schießwarte. Erster Schützenkönig nach dem Kriege wurde Hans Oertzen. Ihm wurde die Königskette von Hermann Dittmer persönlich überreicht, dem letzten König aus dem Jahre 1934. Sogleich wurde im Fuhrenkamp neben dem alten Schützenhaus ein neuer KK-Schießstand erbaut. Da der Schießstand im Laufe der Jahre zu eng wurde und auch für damalige Verhältnisse zu weit entfernt war, wurde am 28. Januar 1957 mit dem Gastwirt Wilhelm Maack ein 99-jähriger Pachtvertrag geschlossen, der einen neuen Schießstand vor dem Gasthaus „Post Maack“ vorsah.
1957 wurde der Bau fertiggestellt. Hierzu verkaufte man Bausteine unter Mitgliedern, und es wurde ein Darlehen von der Kronenbrauerei Lüneburg gegeben. Dieser Schießstand fand allerseits großes Interesse und war für damalige Zeiten richtungsweisend. Mit seiner Einweihung fand zugleich die Fahnenweihe für unsere neue Fahne statt. Sie wurde von Pattensener Jägern für die im Kriege verlorengegangenen gestiftet.
Auf der einen Seite trägt sie das Dorfwappen und auf der anderen Symbole des Schützenwesens. So wird sie für alle Zeit ein Zeichen der Schützengemeinschaft sein.
Die Fahnenweihe, welche auf dem Schulhof durchgeführt wurde, war für alle, die dabei waren, ein großes Erlebnis.
Das Jahr 1963, unser 75-jähriges Jubiläum, war ein nächster Höhepunkt des Vereinslebens. 20 Vereine mit über 500 Schützen und viele Spielmannszüge nahmen an diesem Festakt teil. Nach mehrjährigen Anläufen wurde 1971 die Damenabteilung gegründet, und sie hat außerordentlich zur Belebung des Vereinslebens beigetragen.

damenabtgruendung
Ein Jahr später wird die Jugendabteilung ins Leben gerufen. Nun wird es noch lebhafter im Verein. Beide Gründungen sichern den Fortbestand unseres Vereins. So hat sich unser Verein von anfänglich 33 Mitgliedern im Laufe der Jahre auf über 300 Mitglieder vergrößert.
1952 werden wir Mitglied des Deutschen Schützenbundes, 1973 treten wir dem Fachverband Schießsport in Niedersachsen und dem Deutschen Sportbund bei.
Durch enge Raumverhältnisse war das sportliche Schießen nur bedingt möglich. Außerdem bereitete der wachsende Autoverkehr ständige Sorgen, denn das Hin und Her zwischen Festplatz und Vereinslokal gefährdete die Teilnehmer.
Um diesem Übel abzuhelfen, kam der Verein nach langen Überlegungen darauf, wieder zum Ursprungsort, dem „Fuhrenkamp“, zurückzukehren, zumal der MTV dort bereits seit 1950 einen Festplatz hatte.
Die Pläne reiften. Durch einen Beschluß der Mitgliederversammlung wurde der Architekt Volker Jensen mit dem Neubau einer modernen Schießsportanlage beauftragt.
Die Realgemeinde Pattensen stellte hierfür mit einem Erbbauvertrag ein Gelände von 9900 m² zur Verfügung.
Damit erlangte der Verein seine Eigenständigkeit, die bis dahin nie gegeben war. Auch diese Anlage wurde wieder in Eigenleistung erstellt und 1975 eingeweiht.
Dem sportlichen Schießen war nunmehr größere Möglichkeit gegeben, und die Anlage fand allgemein großen Anklang.
Zusammen mit dem Bau der Sportanlagen des MTV wurde der „Fuhrenkamp“ zu einem beachtlichen Sportzentrum.
Wir hoffen, dass die gute sportliche Kameradschaft mit allen Vereinen und Freunden auch in Zukunft erhalten bleibt.
Möge das Jubiläumsjahr 1988 ein weiterer Meilenstein auf dem Wege zur Pflege der Tradition, zur Förderung des Schießsportes und zur Festigung der Kameradschaft sein.